„Das Märchen ist keine wilde Zaubergeschichte, in der jedem alles möglich ist. Der menschliche Held erwirbt sich übermenschliche Kräfte meist nur im Kontakt mit ausgesprochenen jenseitigen Figuren.“ - Max Lüthi
Im Inhalt fast aller europäischen Volksmärchen finden sich typische Charaktere. Da gibt es zum Beispiel einen König, der die Prinzessin verheiraten möchte, oder den Helden, der in die Welt hinauszieht, um seiner Familie zu helfen oder um eine Prinzessin zu retten. Dabei spielen verschiedene Tiere (Hunde, Vögel, Fische oder Meerjungfrauen), denen der Held zuerst hilft und zum Dank dafür später deren Hilfe erhält, oft eine zentrale Rolle. Häufig muss sich der Held auch mit bösen Charakteren wie z.B. einer böse Hexe, Riesen oder Ungeheuern mit mehreren Köpfen auseinandersetzen. Eine ebenso große Rolle kommt aber auch der Natur zu. Sie kann einerseits unbeteiligt nur den Schauplatz für das Geschehen darstellen, oder als zerstörende oder helfende Kraft in die Handlung einbezogen werden.
Die Zahlen 2, 3 und 7 haben einen besonderen Bezug zum Märchen. Stilistisch gesehen findet sich in Märchen oft eine 2-Teiligkeit der Handlung. Der Held hat z.B. seine Aufgaben erfüllt, wird aber vor dem Schluss noch beraubt und verjagt, während ein Anderer sich als Held ausgibt. Im 2. Teil des Märchens entblößt der echte Held kurz vor der Hochzeit den falschen Helden und darf schließlich heiraten und wird mit Reichtum überschüttet.
Viele Märchen enthalten 3 sich wiederholende Abschnitte, z.B. 3 Brüder, die nacheinander ausziehen, um eine Aufgabe zu lösen, oder 3 zu lösende Aufgaben, oder Monster, das es 3 mal zu besiegen gilt. Das lyrische Element der 3fachen Wiederholung ist auch in meiner Kollektion enthalten.
Seit Jahrtausenden ist die Sieben u. a. ein Symbol für Glück und Vollkommenheit und taucht auch im Märchen immer wieder auf (7 Raben, 7 Zwerge, 7 Geißlein).
Deshalb habe ich mich bei meiner Kollektion stellvertretend für 7 Kategorie–Charaktere entschieden: Held/Heldin, die König/Königin, die Tiere/Meerjungfrauen, die böse Hexe, die Monster, den Prinzen und die Natur. Jeder Charakter wird in drei verschiedene Ebenen unterteilt, die aufeinander aufbauen. So sind die Outfits in der ersten Ebene schlichter, werden in der zweiten detailreicher und glamouröser und enden mit einem opulenten Hochzeitskleid in der dritten Ebene. Pro Ebene entsteht jeweils ein Outfit.
Ein weiteres Merkmal des Märchenstils ist, dass keinerlei Zeitebenen vorhanden sind: alles bleibt auch nach 100 Jahren Schlaf genau so, wie man es verlassen hat. Es gibt keinen Verfall aber auch wenig Körperlichkeit und keinerlei Emotionen. Keine Innenwelt ohne Umwelt. Alles was wir Leser als Gefühle ausmachen, wird äußerlich dem Helden zur Verfügung gestellt für die weiterlaufende Handlung. Das äußere Umfeld lässt uns es „vermenschlichen“ und daher fragen wir uns niemals „wieso?“. Paradoxien und Ironie sind charakteristisch für den Märchenstil.
Alles ist in sich abgeschlossen und kann dennoch zusammen gefügt werden. Das Märchen isoliert alles und jeden und nur durch die Umwelt und gewisse Umstände werden die isolierten Teile dazu bewegt miteinander zu agieren“; z.B. bei den 2 Teilen einer Geschichte. Beide sind völlig voneinander unabhängig und können dennoch zusammen gebracht werden.
Dieses Prinzip verwirkliche ich auch in meiner Kollektion. So entwerfe ich Teile, die sowohl alleine als auch als Kombination getragen werden können. Alle 3 Entwicklungsstufen meiner Kollektion können allein gestellt funktionieren, aber harmonieren dennoch miteinander. Die 3 Stufen bauen auf einander auf: schlichter zu Beginn, dann eine Steigerung mit mehr Details, um dann im großen Finale zu enden.
Collagen mit Photoshop + Zeichenstift erstellt // alle Drucke sind gezeichnet und von mir erstellt